Alle guten Dinge sind drei. Weil meine Mitstreiterinnen und
ich uns gemeinschaftlich dazu entschieden haben, wegen herbem Zeitmangel das
Buch der Woche diesmal auf zwei Wochen auszudehnen, hatte ich eigentlich
genügend Zeit – aber natürlich bin ich trotzdem gerade eben erst mit dem Lesen fertig
geworden.
Victor hat sich nun ganz von seinem freiberuflichen Leben
verabschiedet und geht seinem Beruf als (nach wie vor inoffizieller) Auftragskiller
der CIA nach. Diesmal soll er in die Rolle eines ermordeten Killers schlüpfen,
um in Erfahrung zu bringen, für welchen Auftrag dieser engagiert werden sollte.
Seine Reise führt ihn nach Rom, wo er zusammen mit anderen erfahrenen Killern
auf einen Einsatz vorbereitet werden soll, von dessen Inhalt er nichts ahnt.
Der Start in dieses Buch hat mir diesmal außerordentlich gut
gefallen. Gleich auf den ersten hundert Seiten werden so viele Fragen
aufgeworfen, dass die Seiten praktisch wie von selbst dahinfliegen und Victors analytische
Fähigkeiten steigern sich auf ein Niveau, das an Sherlock Holmes erinnert.
Seine Erfahrung und seine ungeheure Denkleistung lässt ihn seinen Gegnern immer
einen Schritt voraus sein. Ich dachte also – Wahnsinn! So brisant wie das
letzte Buch endete, startet das nächste – und hoffentlich hält die Geschichte
das durch.
Tut sie aber leider nicht.
Der frühe Mittelteil des Buches setzt auf
die altbewährten Techniken: Erst Actionszene mit Inhalt, dann alles noch mal in
einem Dialog erklären, was gerade passiert ist. Vielleicht ist es persönliche
Geschmackssache, aber beim dritten Mal konnte ich nur noch schnaufen, weil
diese Zusammenfassungen der Geschehnisse für mich die Story einfach sinnlos
verlangsamt haben. Das hört glücklicherweise wieder auf und der Rest des Buches
ist absolut solide, wenn auch ohne den richtigen Kick, weil Victor diesmal
schlichtweg zu souverän ist, um den Leser wirklich noch an ihm zweifeln zu
lassen. Natürlich gibt es brenzlige Situationen, aber Victors Überlegenheit
kann eigentlich nirgendwo in Frage gestellt werden. Der Haupttwist der Story
ist gut, auch wenn ich einen Teil davon bereits erraten hatte, bevor es zur
Auflösung kam, aber diesmal unterscheidet er sich in seiner Natur von den
beiden Vorgängerromanen – was mich positiv überrascht hat.
Das Cover finde ich selbst schwächer als das der anderen
beiden Bände, aber in Stilrichtung und Design vollkommen ok. Die Gestaltung
geht jedenfalls nicht in die Bewertung ein.
Wirklich brillant sind wieder einmal die Settings, die in
allen Einzelheiten ausgeschmückt werden, bis man eine wirklich filmreife Szene
im Kopf hat. Es macht irrsinnig viel Spaß, zusammen mit Viktor gefährliche
Situationen zu analysieren und mit ihm nach Auswegen zu suchen und Gegner
einzuschätzen. Im Verhältnis zu den Vorgängern hatte Victor wesentlich mehr
Kapitel, was zum Teil auch an der weniger komplexen Story liegt, was mir
persönlich aber sehr viel besser gefallen hat. Victor kennt man inzwischen
wenigstens (immerhin seit zwei Büchern) und das sogar besser als jeder andere
Charakter im Buch ihn kennt und das lässt Victors Überlegenheit auch ein
bisschen auf den Leser abfärben. Und das fühlt sich verdammt gut an.
Ich bin noch ein bisschen hin und hergerissen mit der
Bewertung. Ich will kein Arsch sein, weil es wirklich irrsinnig schwer sein
muss, nach so brisanten zwei Büchern noch etwas nachzulegen. Aber die immense Begeisterung,
die ich bei den ersten hundert Seiten empfunden habe, konnte mich bis zum
Schluss nicht mehr packen.
Ich bleibe also auch hier bei einer Bewertung von 8/10.
Wer die ersten Bücher genossen hat, wird auch dieses lieben.
Ich finde, die starken Momente kommen in allen Geschichten in sehr unterschiedlichen
Teilen der einzelnen Bücher und deswegen kann ich nicht sagen, dass eins
schlechter zu bewerten wäre als das andere.
Vielleicht führe ich mir irgendwann noch Tom Woods Kurzgeschichte
‚Victor‘ zur Gemüte, einfach weil es zum Rundumpaket gehört und das Lesen von Victors
‚Abenteuern‘ ganz schlicht gesagt eine ganze Menge Spaß macht. Aber für die
neue Woche habe ich ein anderes Ziel im Visier.
Von mir gibt es für die ganze Reihe auf jeden Fall die
Weiterempfehlung. Actionfans kommen voll auf ihre Kosten und für meine
Recherche im Bereich Schusswaffen sind die Bücher Gold wert. Viel Spaß beim Lesen
und bis nächste Woche!
Light
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